Die SAG (SalzburgerAutorInnengruppe) hat zu dem Vortrag „Was macht gute Literatur aus“ von Ana Marwan, Bachmannpreisträgerin von 2022 und Herausgeberin der Zeitschrift „Kultur und Kritik“, eingeladen, ca. 20 Mitglieder waren dieser gefolgt.
Ich habe eine kleine Zusammenfassung des Vortrages verfasst:
Oft ist gute Literatur nur ein Bauchgefühl, die Ana Marwan nicht in Worte fassen kann. Für die Bachmannpreisträgerin geht gute Literatur unter die Haut, kann irritieren. Gute Literatur liefert keine Sicherheit, trennt nie weiß von schwarz, sondern bleibt im grau und ist somit mehrdeutig. Diese Literatur liefert keine Diagnosen, schlägt keine Behandlung oder gar Lösungen vor. Sie enthält keine Bewertung, überschreitet alle Grenzen, so dass die ganze Menschlichkeit gezeigt werden kann, unabhängig von der Nationalität, des Geschlechts, der Hautfarbe und/ oder der Weltanschauung der Autor:innen. Meist ist gute Literatur besser als deren/dessen Verfasser:in. Sie steht für sich selbst und braucht die Autor:innen nicht, denn diese sind nur das Werkzeug zur Erstellung des literarischen Textes.
Ein Qualitätsmerkmal ist die Originalität des Textes, sagt Frau Ana Marwan.
Für ein literarisches Kunstwerk sind drei Ebenen zu betrachten:
- Kognitive Ebene: trotz der bekannten Logik dieser Welt, wird diese humorvoll, ironisch zum Teil außer Kraft gesetzt, Wissen vermittelt oder intellektuelle Anregungen gestreut.
- Ästhetische Ebene: betrachtet wird die Form, die Sprache, der Stil, die Struktur und der sprachliche Ausdruck.
- Etische Ebene: Die Autor:innen müssen dem Leser das Gefühl geben, Gut und Böse zu unterscheiden.
Literaturpreise dienen als Orientierung! Nicht immer wird das beste Werk ausgezeichnet, viele gute Werke von Autor:innen werden zu deren Lebzeiten oder posthum nie ausgezeichnet, obwohl die Werke besonders und vor allem gute Literatur sind.
„Es gibt gute Sätze in schlechter Literatur, aber keine schlechten Sätze in guter Literatur“
Mein Resümee dieses faszinierenden Vortrages: Ich persönlich stimme in allem Gesagten Frau Marwan zu, mit der Ausnahme, dass gute Literatur nicht nur in einem literarischen intellektuellen Buch enthalten sein kann. Gute Literatur ist durchaus gegeben, wenn die Lesenden in die Geschichte eintauchen, sich in ihr verlieren und das Buch nicht aus der Hand legen können, weil sie den Drang verspüren weiterzulesen. In diesem Fall beherrschen die Autor:innen das Schreibhandwerk und erfüllen die Erwartungen der Zielgruppe. Gute Literatur muss in Erinnerung bleiben, muss eine Eigenart hervorbringen, die für den Lesenden den Text greifbar macht und die Protagonisten lebendig werden lässt. Das Buch berührt das Innerste des Menschen und bestenfalls beeinflusst es das Denken und Handeln des Lesenden nachhaltig. In diesem Fall spreche ich ebenso von guter Literatur, ohne dass diese intellektuell anspruchsvoll ist und nur einer elitären literarischen kleinen Gruppe verständlich und zugänglich ist.
Diana Kauba, Sbg. 16.11.2024